Anfang Mai eröffnete der Künstler Luigi Toscano seine Fotoausstellung mit NS-Überlebenden am Wiener Stadtring. Innerhalb weniger Tage wurden die Kunstwerke mehrfach mit Hakenkreuzen beschmiert und großflächig zerschnitten. Die Wiener Künstlerin und Aktivistin Asma Aiad hatte bereits nach dem ersten Vandalismus Kontakt zu Toscano. Im Gespräch mit uns lässt sie die letzten Tage Revue passieren.
KISMET Online: Wie hast du von der Beschädigung der Holocaust-Ausstellung erfahren?
Asma Aiad: Ich hatte bereits nach der ersten Beschädigung Kontakt zu Luigi. Als ich durch ihn mitbekommen habe, dass die Bilder zum dritten Mal beschädigt wurden, dachte ich mir: Jetzt muss gehandelt werden, das kann nicht sein. Wir müssen diese Bilder bewachen!
Was waren deine ersten Gedanken, als du von der Zerstörung gehört hast?
Ich war schockiert, sauer, wütend, aber auch traurig und besorgt, wie so etwas noch immer in unserem Land passieren kann. Und ich dachte, ich muss aus all diesen Gefühlen etwas machen. Ich wollte mich nicht ohnmächtig und passiv fühlen.
Warum hast du dich entschieden, einen 24-Stunden-Wachdienst auf die Beine zu stellen?
Weil es notwendig war, es war ein Muss! Als ich davon erfuhr, bin ich sofort zum Ring gefahren und habe Luigi getroffen. Er hat umgehend die Polizei verständigt, aber es wurde ihm gesagt, dass sie bei Sachbeschädigung nicht vorbeikommen. Er müssen wegen einer Anzeige zu ihnen gehen. Ich war schockiert! Das ist doch mehr als eine Sachschädigung! Also beschloss ich, diesen Aufruf zu machen und einen Wachdienst durch die Zivilgesellschaft zu organisieren. Dann habe ich mich mit der Muslimischen Jugend Österreich (MJÖ) abgestimmt, die bereits zuvor Gespräche mit der Young Caritas über eine Bewachung führte. Und auch die Theatergruppe Nesterval war mit einer eigenen Organisation vor Ort.
Wie war die Resonanz vor Ort?
Es waren so viele Freiwillige vor Ort, die uns halfen. Wir konnten bis zum Ende der Ausstellung Tag und Nacht die Bilder bewachen. Zahlreiche junge Menschen und Organisationen wie die Katholische Jugend, die Jüdische Hochschülerschaft, Feuerwehr, Gewerkschaft, Caritas, AKS, Pfadfinder und die Muslimischen Pfadfinder haben uns dabei unterstützt. Es war definitiv ein historisches Ereignis!
Vielen Dank für das Gespräch.