Ednan Aslan (Bild: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles / Mike Ranz)
Ednan Aslan und die jihadistische Gefahr (Bild: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles / Mike Ranz)

Ednan Aslan: Rassismen eines Religionspädagogen

Die Rassismen des islamischen Religionspädagogen

In seinem Kommentar „Die Zuwanderer und der Euro-Islam“ (derStandard.at 5.10.2015) stellt Ednan Aslan die Frage, ob es wohl gelingt, Hunderttausende muslimische Flüchtlinge in Europa zu integrieren. Ein berechtigtes Anliegen eines Hochschulprofessors, der Islamische Religionspädagogik an der Universität Wien lehrt.

In den Ansichten Aslans zur Flüchtlingsdebatte offenbaren sich aber mehr Verwirrung und Ängste als Erkenntnisse. Gleich zu Beginn spricht der Lehrstuhlinhaber für islamische Religionspädagogik von mehr als 500.000 Menschen, die zu einer ernsthaften Gefahr für den so genannten „Euro-Islam“ werden. Es sei dies eine völlig unterschätzte und unterbeleuchtete Thematik. Unabhängig davon, was unter einem solchen Euro-Islam zu verstehen ist, bleibt die Frage, wo Professor Aslan die letzten Monate seine Zeit verbrachte. Eine unterbeleuchtete mediale Debatte sieht anders aus.

Er spricht von einer „Salafisierung der theologischen Fakultäten“ in der Türkei und einer direkten Konsequenz für das deutschsprachige Europa. Wenn dem so ist, überrascht einen der Umstand, dass diese vermeintlich Radikalen an keinem einzigen österreichischen Hotspot aufgefallen sind. In das gleiche Horn stößt der ungarische Premierminister Viktor Orban, der die gesamte Identität Europas in Gefahr sieht. Nicht nur das, er warnt zugleich vor einer „Islamisierung“ Europas.

Das große Schreckenswort ist bislang eher aus Kreisen von Rechtsextremisten und Populisten zu hören. Eine ziemlich große Aufgabe – wie immer auch diese Islamisierung aussehen soll – für die Schutzsuchenden, die nicht einmal einen Prozent der europäischen Gesamtbevölkerung ausmachen.

Es verwundert, dass sich der islamische Religionspädagoge hier populistisch und undifferenziert dem Vokabular der Rechten bedient. Welche Grundlagen hat Aslan für derartige Behauptungen? Dazu fehlen jegliche Beweisführungen. Und ein zweites fällt auf: Die Verwendung von Begriffen wie „juristischer Jihad“, „Einflüsterung ihrer Schirmherren“ und „Salfisierung“ klingt stark nach der Rhetorik islamfeindlicher Blogs und Hetzer.

Der zweite Teil seines Kommentars ist die Wiedergabe einer äußerst beunruhigenden Verschwörungstheorie, wonach die Muslimbruderschaft Rache an Europa für das Scheitern des Arabischen Frühlings übe. Diese Rache zeigt sich laut Aslan in der Errichtung von wirtschaftlichen und politischen Institutionen, Bildungseinrichtungen und engen Kooperationen mit Kirche und jüdischen Gemeinden. Eine spektakuläre These, die seit einiger Zeit in den USA von den rechts-außen Tea Party Anhängern, die Donald Trump als Präsidentschaftskandidat unterstützen, verteidigt wird.

Sie sprechen davon, dass der heimliche Muslim Barack Obama gemeinsam mit der Muslimbruderschaft das weltweite Kalifat errichte. Diese Argumentation erinnert erschreckend an die von den Nationalsozialisten erfundene „jüdische Weltverschwörung“ und ist eines Religionspädagogen nicht würdig. In einem hat Aslan recht: Das Bekenntnis zu religiösem Pluralismus ist eine unverzichtbare Grundlage für den sozialen Frieden in Europa. Warum aber bedient sich ein Lehrstuhlinhaber für Islamische Religionspädagogik entgegen den großen Zeichen der Solidarität wie dem zweiten historischen Lichtermeer jenen Vorurteilen aus dem rechten Eck? Und ja, es mögen schwer konservative Muslime unter den Flüchtlingen sein.

Und dann? Droht der Euro-Islam eines Herrn Aslan aufgrund einiger weniger unterzugehen? Dann muss dieses Konstrukt aber sehr fragil sein. Mein Verständnis eines europäischen Islams setzen weder konservative noch liberale Muslime in Gefahr.

Bild: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles / Mike Ranz

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