Moritz Indenhuck, Islamische Theologie im staatlichen Hochschulsystem:
Indenhucks Dissertation wendet sich wie wenige Monographien dem noch relativ jungen Phänomen der Islamischen Theologie an deutschen Universitäten zu und versucht einen umfassenden Überblick über die damit verbundenen Rechtsfragen und verfassungsrechtlichen Probleme zu geben. Dabei geht er, anders als es der Titel vermuten ließe, auch eindringlich auf die Frage der staatskirchenrechtlichen Konstituierung islamischer Religionsgemeinschaften ein und gibt am Beispiel der theologischen Studien auch eine grundlegende Einführung in die Rechtsbeziehungen zwischen Staat und Kirchen bzw. Religionsgemeinschaften.
Der Leser wird ebenfalls auf den aktuellsten Stand bezüglich der verschiedenen Universitätszentren, die entsprechende Studien anbieten, und ihre Entwicklung gebracht. Einzig was bemängelt werden kann, ist ein gewisser Mangel an kritischer Reflexion über die bisherige auf Islamische Theologie bezogene staatliche Politik, was in einer vordergründig rechtsdogmatischen wissenschaftlichen Arbeit aber auch nicht unbedingt erwartet werden muss.
Mona Hassan, Longing for the Lost Caliphate – A transregional History
Hassan’s book could be more on the pulse of time, since she dares to ask the one question, almost noone an’tsks: What is the core of the fascination regarding the Caliphate? Not only that she touches the matter of modern self-proclaimed Caliphates but she examines what the experience of loss of the Caliphate in 1258 and 1924 CE meant for Muslims of that time. By this she disagrees with the common orientalist notion, that the loss of the Caliphate was of no significance for Muslims all over the globe. By gathering evidence and source on the socio-political, legal, cultural and even poetic impact of both historic events she portrays an impressive picture of an emotional political vacuum, which many different movements tried and try to fill. For that reason she also deals with contemporary reactions apart from Daesh on the absence of the Caliphate.
Andreas Kowatsch, Willibald M. Plöchl und das „Österreichische Archiv für Kirchenrecht“
Gesamtschauen zu religionsrechtlichen Fachjournalen sind selten. Insofern füllt Kowatschs Arbeit eine wichtige Forschungslücke, auch wenn ihr Fokus „nur“ auf dem bedeutendsten religionsrechtlichem Fachjournal Österreichs liegt. Zentraler Dreh- und Angelpunkt ist dabei das Zweite Vatikanum, bezogen auf welches der Autor eine nachvollziehbare Entwicklung des Archivs vor und nach dem Konzil aufzeigt. Denn wie der Autor richtig erkennt, ist der thematische Übergang innerhalb des Archivs zwischen beiden Phasen nicht völlig reibungslos abgelaufen. Alles in allem wurde dem Österreichischen Archiv für Kirchenrecht damit ein Denkmal gesetzt.
Julia Lutz-Bachmann, Mater rixarum?
Lutz-Bachmann setzt mit ihrer Dissertation – was nicht unbedingt beabsichtigt war – nicht nur ein umfassendes Handbuch des Staatskirchenvertragsrechts dar, sondern zeichnet zudem eine Entwicklung von frühesten Verträgen zwischen Staat und Kirche hin zu einem paritätischen Religionsverfassungsrecht nach. Was aktuelle Verträge angeht, liegt ihr Schwerpunkt zweifelsfrei auf Verträgen mit jüdischen Gemeinden. Darüberhinaus geht sie nicht nur auf die jüngsten Staatsverträge mit muslimischen Religionsgemeinschaften ein, sondern nimmt zukünftige Verträge vorweg, indem sie auf einige nicht unbedingt im Fokus der derzeitigen Religionspolitik liegenden Rechtsprobleme eingeht.
Halbwachs/Reiter-Zatloukal/Schima (Hrsg.), Die Kultur der Namensgebung
Der Sammelband „Die Kultur der Namensgebung“ stellt eine interdisziplinäre Arbeit aus verschiedenen Perspektiven dar. Neben verschiedenen historischen Betrachtungen, sei es ein Vergleich zur Namensgebung im Römischen Reich bis zum problematischen Namenszwang in der Zeit des Josephinismus bis hin zu jenem des Nationalsozialismus, geht das gegenständliche Werk beispielsweise auch die arabische Namensgebung ein und deren Problem im Zusammenhang mit syststemwechselbedingte Harmonisierungen.
Marcus Arning, Grundrechtsbindung der kirchlichen Gerichtsbarkeit
Einer der in letzter Zeit immer öfter gestellten staatskirchenrechtlichen Fragen ist jene nach einer etwaigen Grundrechtsbindung der Kirchen. Arning geht in seinem Buch dieser Frage im Allgemeinen und für die kirchliche Gerichtsbarkeit der katholischen und evangelischen Kirche im Speziellen nach. Dabei ist sein Urteil im Ergebnis weitestgehend negativ. Dies legt er systematisch und nachvollziehbar dar, wobei mit Widerspruch zu rechnen sein wird. Alles in Allem ein empfehlenswertes Buch zu einer der am meist gestellten Fragen des modernen Staatskirchenrechts.
Heinz Keinert, Vereinskonzern
Damit ist nun auch in Österreich eine Literaturlücke zu einem auch im Inland längst vorliegenden Phänomen geschlossen, nämlich dem Vereinskonzern, mit einem Verein als herrschendem Unternehmen an der Spitze. Keinert legt dabei nachvollziehbar dar, warum ein solcher trotz Unternehmereigenschaft grundsätzlich zulässig ist, weist aber insbesondere auf die damit verbundenen Leitungs- und Informationspflichten hin. Damit gibt er nicht nur Anwendern einen übersichtlichen Kurzleitfaden in die Hand sondern gibt – so ist doch zu hoffen – einen ersten Anstoß für weitere Befassung von Fachkollegen mit diesem noch wenig behandelten Thema.
Heinz Keinert, Informationspflichten des Leitungsorgans eines Vereins gegenüber den Mitgliedern
Die vorliegende Arbeit widmet sich strukturiert und aufbauend der Informationspflicht der Leitung eines Vereins gegenüber seinen Mitgliedern. Ausgehend von der Frage nach dem genauen Ausmaß dieser Informationspflicht, wird auf deren Grenzen, Beschränkbarkeit und ihre Durchsetzbarkeit im Falle der Pflichtverletzung behandelt. Unter anderem geht der Autor dabei besonders auf den Sonderfall des Vereinskonzerns ein. Keinert deckt damit eine noch relativ vernachlässigte Materie ab. Man würde sich eventuell mehr anschauliche praktische Beispiele wünschen. Ansonsten ist das Buch alles in allem leicht verständlich und gut nachvollziehbar.
Dehesselles/Katzer/Zayoz, Die Aufwandsentschädigung des ehrenamtlichen Vereinsvorstands
Das kleine Buch zur Aufwandsentschädigung des ehrenamtlichen Vereinsvorstandes tut was es soll. Es knüpft an die Praxis, dass ehrenamtlichen Funktionsträgern mitunter nicht geringfügige Entschädigungen gewährt werden und gibt Betroffenen einen guten Überblick über eine Vielzahl praktischer Fragen, von Haftungsfragen bis steuerrechtlichen Problemen im Zusammenhang mit regelmäßig auftretenden mehreren Beschäftigungsverhältnissen. Jene, die es betrifft ist, haben damit einen praktischen und kompakten Leitfaden zur Hand.
Bernd Fluck, Fehlerhafte Vereinsbeschlüsse
Auch wenn die bisherige Judikatur des BGH und die herrschende Meinung von Nichtigkeit bei fehlerhaften Vereinsbeschlüssen eingehen, war aufgrund zahlreicher relativierender Stimmen eine gesonderte Abhandlung über den Status fehlerhafter Beschlüsse auch angesichts des Alters einschlägiger Fachwerke längst geboten. Fluck zeigt dabei nicht nur die verschiedenen Nuancen der Ansichten auf, sondern stellt auch praktische Bezüge zu konkreten prominenten Fällen her – was das Verständnis der Problematik ungemein vereinfacht – und macht damit überaus deutlich, dass fehlerhafte Vereinsbeschlüsse mitunter sehr zeitraubend und kostenintensiv sein und lange für Rechtsunsicherheit sorgen können.
Für Praktiker im Bereich des Gesellschaftsrechts daher definitiv ein Muss. Auch für Leser aus Österreich und der Schweiz dürfte das Werk von Interesse sein, da Fluck trotz aller Kürze die wesentlichen Unterschiede zur deutschen Rechtslage aufzeigt, wobei ersichtlich ist, dass Vieles, das in Deutschland im Bereich der Rechtsprechung und Judikatur zu behandeln ist, in diesen Ländern auf der Ebene des positivierten Gesetzes gelöst wurde.
Dominique Jakob (Hrsg.), Universum Stiftung, Helbing Lichtehahn Verlag 2017, ISBN 978-3719039714, 135 Seiten, EUR 98,00
Mit „Universum Stiftung“ ist dem Herausgeber und den Autoren eine ansprechende Zusammenfassung aktueller Entwicklungen bezüglich Stiftungen in der Schweiz (und über diese hinaus) gelungen. Das Werk behandelt Themen von der Rolle von Stiftungen für die Drittmittelfinanzierung von Universitäten bis hin zu den Auswirkungen der steuerrechtlichen Verschlechterung der Attraktivität von Trusts im anglo-amerikanischen Raum für Stiftungen und diesen gleichzuhaltende Institute. Das Buch vermittelt damit einen guten Eindruck von aktuell brennenden Themen. Die Erwartung, Grundlagenwissen über Stiftungsrecht zu erlangen, sollte man dagegen nicht an das Buch richten.“
Kleinmann/Stach/Wilson (Ed.), Religion in the Mirror of Law. Eastern European Perspectives from the Early Modern Period to 1939
The compilation is the product of a conference from 2010 (in Lviv) unter the title „Religion in the Mirror of Law“ and deals with a multitude of aspects between religion and law concerning the interplay of east-european history from the early modern period to the 20th century. Particullarly impressive was for me the change in the role of Jews of Galicia of the 18th century. Ostercamp impressivelly describes, how an autonomy exceeding simple religious matters, literally a political autonomy, was swaped for civil emancipation, for which the justified question may be posed, whether this was in the interest of galician Jews. Therfore the compilation is recomended to all interested in eastern-european history.
Das Sammelwerk ist aus einer Konferenz aus 2010 in Lviv unter dem Titel „Religion in the Mirror of Law“ hervorgegangen und behandelt dabei eine Vielzahl von Aspekten zwischen Religion und Recht im Wechselspiel der Geschichte Osteuropas von der Frühmoderne bis ins 20. Jahrhundert. Besonders beeindruckend war für mich dabei der Wandel der Rolle der Juden in Galizien des 18. Jahrhunderts. Osterkamp beschreibt darin sehr eindrucksvoll, wie eine über religiöse Belange hinausgehende, geradezu politische Autonomie der Juden gegen eine bürgerliche Emanzipation eingetauscht wurde, bei der sich die berechtigte Frage stellt, ob diese tatsächlich im Interesse der galizischen Juden. An osteuropäischer Geschichte Interessierten sei daher der Sammelband wärmstens empfohlen.
Uwe Kischel (Hrsg.), Religiöses Recht und religiöse Gerichte als Herausforderung des Staates
Wenn man sich bei diesem Sammelband zur entsprechenden Tagung der Gesellschaft für Rechtsvergleichung über eines beschweren kann, dann darüber, dass die darin behandelten Themen recht kurz gefasst sind. In der Tat liegen die Autoren am Puls der Zeit, wenn sie gleich für mehrere Länder feststellen, dass Religion im gesellschaftlichen Leben wieder zurückgekehrt ist.
Dabei zeigen sie gut auf, wie sich verschiedene Staaten zwischen dem Modell der Öffnung für religiöse rechtliche Autonomie bis zur Verdrängung des Religiösen in einen mehr oder weniger privaten Bereich bewegen, wie sehr das durch die jeweiligen verfassungsrechtlichen Gegebenheiten bedingt ist. Was dabei etwas zu kurz kommt – aber das ist nicht primär die Aufgabe von juristischen Arbeiten – ist eine Evaluierung der jeweiligen nationalen Modelle zwecks Vergleichbarkeit. Ungeachtet der Kürze der darin enthaltenen Aufsätze ist die reiche Fülle an Verweisen zu tiefgehender Literatur zu loben, sodass Interessierte ohne Mühe weiter recherchieren können.
Rudolf Steinberg, Kopftuch und Burka
Steinbergs Buch gibt einen Gesamtüberblick über die Problematik von Kopftuch- und Burkaverboten in Deutschland und Frankreich seit den beginnenden Entwicklungen aus 2004 bis zu den jüngsten Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und des Bundesverfassungsgerichts. Damit wäre das Buch nichts Neues. Was es jedoch von ähnlichen Fachbüchern hervorhebt, ist dass es, obwohl eine durch und durch juristische Abhandlung, der Beurteilung der soziopolitischen Entwicklungen in beiden Ländern viel Raum gibt und den Versuch unternimmt, die rechtlichen Entwicklungen in beiden Ländern einer Evaluierung zu unterwerfen. Das Urteil des Autors ist insofern ernüchternd: beide Länder haben es mit ausgewachsenen Identitätskrise zu tun und versuchen diese mit rechtlichen Mitteln zu kompensieren. Insofern durchaus etwas auch für Nichtjuristen.