Menschlichkeit in Zeiten völliger Zerstörung

Menschlichkeit in Zeiten völliger Zerstörung

In der wohl schwersten Stunde seit Ende des Bosnienkriegs, hat die jüngste Naturkatastrophe die Menschen in Bosnien und Herzegowina wieder näher gebracht. „Der Krieg ist Geschichte, jetzt zählt die Menschlichkeit“, schildert der ehemalige Soldat Ibro Begic, der bei der Überflutung seines Landes sein Leben riskierte, um serbische Bewohner zu retten.

Bei der schlimmsten Naturkatastrophe in 120 Jahren regnete es in Teilen des Balkans innerhalb weniger Tage soviel wie in drei Monaten. Das Übertreten der Save kostete in Bosnien 20 Menschen das Leben, mehr als 100.000 Häuser wurden zerstört und bis zu einer Million Menschen mussten zeitweise evakuiert werden.

Der in Tesanj lebende Begic gründete umgehend nach der Katastrophe eine Hilfsorganisation, um den Bewohnern der mehrheitlich serbischen Bevölkerung in Doboj zu helfen. Gemeinsam mit zehn Freunden kümmerte er sich um Lebensmittel, Decken und Schlauchboote und fuhr über die einzig verbliebene – aber höchste gefährliche – Straße – in Richtung Doboj.

Angekommen in der kleinen Stadt, begrüßten ihn die Menschen mit großem Dank, aber sichtlich geschockt von den Ereignissen. „Gott fordert von uns, allen Menschen zu helfen. Ich bin mir sicher, dass sie das Gleiche für mich getan hätten“, so Begic über seine Beweggründe.

Katastrophe als Wendepunkt?
In der Stadt Zepce, rund 30 Kilometer weiter südlich von Tesanj, richteten kroatische Bewohner eine Schule als Unterkunft für die vor der Zerstörung flüchtenden Muslime ein.
„Um ehrlich zu sein, war ich sehr überrascht über die Solidarität. Menschen brachten uns Lebensmittel und Kleidung, sogar ihre Wohnung stellten sie uns zur Verfügung“, zeigt sich Elvir Cizmic, ehamlige Kriegsveteran und Stadtbewohner gerührt. Für ihn gelten die Ereignisse als „Wendepunkt in der Beziehung der drei Bevölkerungsgruppen“.

Sogar Politiker auf höchster Ebene wie Milorad Dodik, bekannt für seinen serbischen Nationalismus, brachten ihren Dank zum Ausdruck. „Im Namen aller Bewohner von Samac bedanke ich mich bei der (mehrheitlich muslimischen) Stadt Gradacac für ihre Hilfe“, sagte Dodik.

Einfache Worte, die aber schwer wiegen in einem Land, das den grausamsten Krieg auf europäischen Boden seit Ende des Zweiten Weltkriegs erleben musste.

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